Über Spong

ichundlexi

Viele meiner  Freunde haben einen sehr radikalen, geradlinigen Weg, und neben ihren ICH HABE GEZEICHNET SEIT ICH EINEN STIFT HALTEN KONNTE-Biographien komme ich mir immer ein bisschen vor, als wäre ich ohne Einladung auf der Party gelandet. Ich fand Zeichnen cool, aber fand Wörter cooler, und Musik fand ich am coolsten. Ich, und alle meiner Generation, wurden in einer Weise erzogen, dass künstlerische Berufe keine Option waren, ich entschied mich für das Wort, wurde Übersetzer, lebte und reiste in Russland und Holland umher, bis mir die IT ein Angebot machte, das ich nicht abschlagen konnte. Ich zog nach Köln und begann ein straightes, leichtes Leben.

Tja, und dann traf ich diese Comicpeoples.

Für die Außenstehenden: die Comicszene ist KLEIN, das magere Eichhörnchen zwischen den Elefanten der Massenkultur. Es gibt keine Kohle, keinen Ruhm, keine Groupies. Das macht Comicmachen zu einem finanziell desaströsen Unterfangen, aber es hat eine Community geschaffen, in der die Leute dabei sind, weil sie das Medium lieben, eine sehr wohlwollende, großzügige Gemeinschaft. Und plötzlich sah ich mich umgeben von Kreativen mit einem mutigeren, authentischeren Lebensentwurf.

Und das brachte mich dazu, meinen eigenen Lebensentwurf infrage zu stellen.

Die Bekanntschaft, und schließlich Freundschaft, mit meinem Comicidol / Vorbild / Mentor / Trauzeugen Ralf König kam noch erschwerend hinzu. Er sah meine Sachen, fand sie einigermaßen erfreulich und bot mir Unterricht  an, zu diesem Zeitpunkt die beste Erfahrung meines Lebens. Und irgendwie war, und ist bis heute, Comic das Medium, in dem ich mich am liebsten ausdrücken möchte. Resultat waren  drei Comicbücher, von denen das dritte, TARA ODER DER MARTERPFAHL DER LEBEN HEISST, den ICOM-Preis für das beste Szenario 2008 bekam.

Und langsam schlitterte ich in einen neuen Lebensentwurf, und zum Zeitpunkt des Schreibens bin ich noch mitten im Schlttern. Leute bezahlen mich für Zeichnungen; Leute bezahlen mich für Wörter. Und meine Zeichenkumpels und –kumpelinen haben immer noch nicht gemerkt, dass ich ohne Eintrittskarte im Club bin. Ich habe keine Ahnung, ob und wann der Rausschmeißer kommt. Aber jetzt, in diesem Moment, möchte ich nichts anderes tun, und nirgendwo anders sein.

Ich lebe mit meiner  großartigen Antia in einem Nest im Nordschwarzwald, und ich tue, was ich kann.

Herzlichst, Spong

Ein Gedanke zu „Über Spong

  1. Hi,
    schön, was von Dir zu lesen! Bist Du heute zufällig auf der Comicmesse in Kölle?
    Vielleicht sieht/hört/spricht man sich ja irgendwann mal wieder!
    Liebe Grüße,
    Jennifer

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